Samstag, 4. Oktober 2014

W427I: Erste Tage in Bonn und erster Spielbesuch in der Umgebung

FC 1911 Zons II .................................................................. 1
TSV Norf II ......................................................................... 3
- Datum: Mittwoch, 1. Oktober 2014 – Anstoß: 19.30
- Wettbewerb: Kreisliga B Grevenbroich-Neuss, Staffel 1 (9. Spielklasse, 5. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-3 nach 90 Min. (44/46) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 23. Sinan Gürcay, 0-2 83. Halim Ismailj, 0-3 87. Ali Topuk, 1-3 90. Christian Mosler (Foulelfmeter)
- Verwarnungen: Dominik Thomas Klaasen, TW David Seidel (Zons); Bugra Tasbasi, Kent Altuntas, Raffel Gümus, Sinan Gürcay (Norf)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Sportzentrum Zonser Heide, Heidestadion (Dormagen-Zons, Kap. 2.030, davon 30 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 15 (davon ca. 2 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Typisches NRW-Spiel: die Kicker sind besser mit dem Maul als mit dem Ball...)  
Photos with English Commentary:
a) Amateur Football: FC 1911 Zons Reserves v TSV Norf Reserves
b) Niederrhein Region: Zons Fortified Old Town
c) Cologne/ Bonn Region: Cologne Cathedral, Bonn Old Town, Botanical Garden, Suburbs Bad Godesberg/ Mehlem/ Muffendorf/ Heiderhof/ Pennenfeld, and Surrounding Villages Rolandswerth, Berkum etc.

Wie gesagt erfolgte mein Umzug nach NRW, das ich nach wie vor für das beschissenste Bundesland halte, wegen meines Studiums. Denn so unsympathisch und unansehnlich NRW auch als Bundesland ist, so leistungsfähig ist es dann doch in vielen Bereichen. Die schiere Anzahl von Menschen, die im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands leben, bringt einen Vorteil und einen Nachteil mit sich. Letzerer muss mich nicht unbedingt stören, aber nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Arschlöcher wie Kriminelle und politisch Radikale wie in NRW. Wichtig ist mir eher der Vorteil: denn selbst wenn wirklich 90% der Leute in NRW Arschlöcher sein sollten, sind die verbleibenden 10% noch eine Masse von 1,7 Mio. Leuten, mit denen man was Vernünftiges anfangen kann. Und diese Leute findet man, zwar nicht ausschließlich, aber doch sehr oft an den Unis.

Während Sachsen-Anhalt durch die Politikerkaste um Haseldoof, Pullerjahn und Co. die Hochschullandschaft desertifiziert und die Überalterung und geringe Anzahl der Bevölkerung ein Aufforsten verhindert, läuft die Hochschullandschaft in NRW weitestgehend rund. Auch gerade nach Abschaffung der horrenden Studiengebühren – wobei ich mal Schwierigkeiten hatte, einer arabischen Bekannten zu erklären, warum „Studiengebühren“ und „Semesterbeitrag“ zwei verschiedene Dinge sein soll. Denn Semesterbeiträge sind natürlich auch eine Art Studiengebühren, sodass man für die vier Semester Master zusammen gut 1.000€ (also pro Semester über 250€, davon aber wenigstens 177€ für ein hervorragendes Ticket das im ganzen Nahverkehr von NRW gilt) zahlt. In Halle wären es aber trotz erbärmlicher Performance in Lehre und ständiger Personalengpässe nun auch 750€ für einen Masterstudiengang (ein Krüppelticket, mit dem man nur innerhalb Halles fahren und gerademal nach Leipzig und Merseburg kommt, inklusive).

Der erste Eindruck von der Uni war eine Vorbesprechung am Montag. Die war kurz, knapp, aber ausreichend und vor allem erheblich professioneller als in Halle.
Die Einschreibung am Dienstag lief dann unerwartet schnell. Wenn ich bedenke, dass ich bei den Deppen in Halle dreieinhalb Stunden (also 210 Minuten) warten musste, ehe ich den Wisch mit „Immatrikulation“ drauf in der Hand hatte... In Bonn entschuldigte sich noch jemand von den studentischen Mitarbeitern, dass man überhaupt anstehen musste und die Stühle nicht ausreichten. Selbst die Sachbearbeiter waren in Ordnung und ich war in gerade einmal 25 Minuten eingeschrieben und konnte dann zu einer längeren Radtour in den Süden Bonns und angrenzende Orte aufbrechen.
Am Mittwoch bekam man noch das etwas aufgedunsene Onlinesystem (Prüfungsanmeldung, Veranstaltungsbelegung etc. geht nur über eine Art Intranet) erklärt.  
Der zweite Eindruck von der Stadt war wie der erste: schön, besser als das meiste in NRW so wie so (hinter Warburg die zweitschönste Stadt in diesem Bundesland), aber insgesamt gesehen nicht unbedingt herausragend. Für eine mittelgroße Stadt ist relativ viel los (auch gerade durch die Studentenszene: 40.000 Studierende bei 300.000 Einwohnern, von denen 25% Ausländer sind), wobei die Stadt zumindest im Kernbereich erfreulich übersichtlich ist. Dieser Kernbereich ist sehr gepflegt, aber architektonisch durchsetzt. Die Prunkbauten (es gibt mehrere Schlösser) sind heute größtenteils Unigebäude. Es gibt eine große sowie ein paar kleinere Kirchen, die eher eintönige Baukörper haben, aber teilweise interessant verziert sind (v.a. St. Elisabeth mit z.B. den Fratzen an den Säulen). Schön sind die vielen Straßenzüge mit Jugendstilhäusern – dass dort auch schnell Betonwüste angrenzt ist nicht so schön. Schlimmer als die Bonner Innenstadt ist jedoch jene von Bad Godesberg, was die nach dem 2. Weltkrieg hingeschissenen Betonbauten angeht. Oberhalb von Bad Godesberg gibt es aber eine recht ansehnliche Burg – leider ist die aber wie in Rheinland-Pfalz, und das noch unsachgemäßer als dort, zu einem Restaurant und Hotel umgebaut worden. Nur der Bergfried wurde ordentlich restauriert. Ein paar Mauerreste stehen auch noch auf der Seite zur Innenstadt hin. Restaurant- und Hotelbau sind leider extrem hässlich und verschandeln den Berg. Ein derartig teures Restaurant wie dort, habe ich übrigens kaum mal gesehen: Suppen fast 10€, Hauptgerichte deutlich über 20€.

Was die Radtour am Dienstag angeht: Die Rheinpromenade ist eher überschätzt – sieht auch nicht anders aus als an der Elbe oder der Saale... Wenn man Rheinland-Pfalz im Blick hat, sieht es auch doch noch besser aus, als in Bonn: Königswinter mit den zwei Burgen, Drachenburg und Drachenfels, zum Beispiel – oder der Rolandsbogen zu dem ich hoch stieg. Oben ging es dann mit dem Rad weiter, zurück nach NRW. Die Landschaft wird dort etwas weniger gebirgig, aber erst an den Rändern von Bonn wieder hässlich zugebaut. In einigen der Dörfer gibt es Wasserburgen, z.B. die sehr schöne Burg Odenhausen. Am Rande von Bonn gibt es übrigens inmitten der gesichtslosen Neubauten und hässlichen Wohnsilos ländliche Idylle: in Muffenhausen gibt es eine Straße mit historischen Fachwerkhäusern und romanischer Kirche mit bunten Fensterbögen!
Übrigens ist die Qualität der Radwege im gesamten Stadtgebiet sehr schwankend: sehr zahlreich, sehr gut markiert – aber teils gefährlich, viel zu eng, holprig und/ oder von unnötigen und idiotisch geschalteten Ampeln (wie Halle/ Merseburg) zerstückelt.  
Ein großer Dank gilt natürlich Professor Freyer und seiner Frau, die mich bis zum Mittwoch bei sich aufnahmen und auch noch länger hätten bei sich wohnen lassen! Das war sehr hilfreich! Denn vorm 1. Oktober war natürlich nichts frei und die Wohnungssuche war ohnehin nicht so einfach. Das Studentenwerk bekam lange gar nicht den Arsch hoch, da sie von der Flut von Anfragen (wie jedes Semester) überfordert waren. Zwei Wochen nach der Frist (und nach zwei Anfragen meinerseits) habe ich dann einen Platz auf der Warteliste erhalten. Ob ich in den vier Mastersemestern aber jemals einen Platz bekomme ist fraglich: bin ja kein Ausländer und kein Kind von Hartz-IV-Eltern oder Geringverdienern. Und diese Gruppen haben verständlicherweise Vorrang. Einzig der Renteneintritt meiner Eltern könnte noch was bringen für den Wohnheimsplatz.

Allerdings sind die Preise vom Studentenwerk und die Qualität der Wohnheime kaum besser als viele private Zimmerangebote und WG-Zimmer. Zumindest außerhalb Bonns: wenn man für ein Kackzimmer im Bonn-Mitte in einer 5er-WG 450€ hinlegen soll, kann man mich mal am Arsch lecken. Ohnehin gibt es unglaublich viele dumme Wichser, die ein WG-/ Zimmer-/ Wohnungs-Angebot ins Netz stellen und dann auch nach erfolgreicher Vermietung nicht das Inserat löschen. Teilweise melden sich die Pisser dann nicht mal auf ein erneutes Emailangebot: nur zwei aus Wesseling sagten mir höflich ab, dass sie die Bude schon vermietet hatten. Von 15 Anfragen haben mir 2 Wesselinger abgesagt, 1 Bornheimer WG zugesagt aber zu früh auf einen Besichtigungstermin gedrängt und dann auch 300€ für ein nur teilmöbliertes Zimmer gewollt und zum Glück auch 1 Wesselinger Privatvermieter zusagt. 350€ für ein vollmöbliertes Zimmer ist da noch halbwegs angemessen – so klein das Zimmer auch ist... Bad und Küche teilt man sich mit zwei anderen Bewohnern, die natürlich alle im Chemiewerk arbeiten und ausgesprochen angenehm im Umgang sind – einer kommt übrigens vom Balkan, der andere ist Griechenland-Türke.

Nach dem Einzug am Mittwoch dachte ich mir: Koffer und Taschen kannste später auspacken, Bücher (ja, ja: Wörterbücher, Sprachlehrbücher, Vokabelhefte, fremdsprachige Fachliteratur und ausländische [bei mir meist arabische] Zeitungen – was soll ein Übersetzer/ Dolmetscher sonst im Regal haben...) stell ich mal schnell ins Regal, und dann gleich mal nach Zons!  
Zons hatte mir mein Vater als eine der wenigen sehenswerten Städte NRWs empfohlen. Sie ist bekannt für ihre Stadtmauer. Die Stadtmauer ist auch in der Tat ringsherum geschlossen, quadratisch, teils mit eindrucksvollen Türmen und interessanten Schießscharten bewährt und schließt den gar nicht so unattraktiven Kernbereich der Stadt Zons ab. Ein Festungsbereich ist noch mal extra mit Mauern bewährt. Kurios ist das Nordtor, an das direkt eine kleine Kirche gebaut wurde. Die größere Kirche ist aber weniger attraktiv und ragt aus der Mitte der Festungsstadt hervor. Eine Besonderheit ist zudem die Windmühle, die einen der Ecktürme zu ersetzen scheint. Die Feste Zons macht zwar nur einen kleinen Teil der ansonsten extrem hässlichen Kleinstadt bei Dormagen (oder Köln, wie man es halt sieht) aus, aber die Anlage ist so sehenswert und eindrucksvoll, dass man Zons in der NRW-Liste gleich hinter Bonn einordnen muss, was die Sehenswürdigkeiten angeht.

Fußball musste auch noch sein, da das Stadion in Zons gar nicht so schlecht ist. Die Sportanlage liegt leider nicht innerhalb der Mauern, aber draußen in der Pampa an einem Waldstück ist auch nicht uninteressant. Auf einer Seite befindet sich ein Ausbau mit sieben Stehstufen aus hässlichen grauen Verbundsteinen, in der letzten Reihe stehen ein paar Bänke und ein Sprecherturm. Alles Standardware in NRW, wie auch die hässlichen Backsteinmauern und die noch hässlichere Betonsporthalle daneben. Aber die Bäume und der Graswall geben der Anlage wenigstens eine Idylle, die man bei den baugleichen Sportstätten im Ruhrpott oder Wuppertal vergebens sucht.

Nur etwa 15 Zuschauer wollten an diesem angenehmen Mittwochabend ein Spiel der drittuntersten Liga sehen. Wenn man das mit Kreisliga Burgendland oder 1. Kreisklasse Saalekreis vergleicht, ist das noch wohlwollend: damit verglichen war das Niveau aber dürftig. Beide Teams hatten viele Spieler dabei, die besser beim Maulaufreißen als beim Ballspielen abschnitten. Jede Schiedsrichterentscheidung wurde bemeckert, sich über jede gegnerische Berührung ausgelassen und dann selber rücksichtlos geholzt. Passend dazu gingen viele Pässe ins Leere und Schüsse kläglich weit daneben. Zons II erzielte trotz zwei Elfmetern (der erste wurde abgewehrt) nur einen Treffer und versäumte aus seinen vielen Spielanteilen Chancen zu machen oder gar Tore zu erzielen. Norf ging durch einen eindrucksvollen Weitschuss, der hoch im Eck landete, in Führung. In der Schlussphase legten sie noch zwei starke Treffer drauf – ein Drehschuss aus Nahdistanz und ein gut abgeschlossener Sturmlauf übers halbe Feld – ehe Zons mit dem zweiten Elfmeter den Ehrentreffer erzielte. Der Schiri machte seine Sache gut und wurde deshalb nach Abpfiff auch in Ruhe gelassen, unter aller Sau war aber das arrogante Arschloch von Zons mit der Linienrichterfahne. Also ich finde die Regelung sowieso Schwachsinn, den Schiedsrichter von einem zur Heimmannschaft gehörenden Linienrichter und einem zur Gastmannschaft gehörenden unterstützen zu lassen, aber der Affe von Zons, der da an die Fahne gelassen wurde, war das bisher beste Beispiel für die Unsinnigkeit dieser Idee: mault rum, labert rein, wirft die Fahne weg, beleidigt seine Vereinskameraden, wirft wieder die Fahne weg, raucht mal eine, geht einfach auf die Tribüne...

An den darauffolgenden Tagen (Donnerstag und Freitag) wurden der neue Wohnort (Wesseling) und seine Nachbarstadt (Brühl) erkundet und auch zwei weitere Spiele, davon aber eines in einem von mir nicht sehr geschätzten American Sports, besucht. Dazu in den oben folgenden Posts mehr!  
Statistik:
- Grounds: 1.191 (heute 1 neuer; diese Saison: 37 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.176 (heute 1; diese Saison: 64)
- Tageskilometer: 320 (Mi 210km Auto, Mo-Mi 110km Rad)
- Saisonkilometer: 15.130 (10.610 Auto/ 3.630 Flugzeug/ 790 Fahrrad/ 80 öffentliche Verkehrsmittel/ 20 Schiff, Fähre) - Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 150 [letzte Serie: 10, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 427

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