Freitag, 10. Mai 2013

W354II: Männertag mal wieder in Niedersachsen – diesmal: Göttingen

Rasensportverein Geismar-Göttingen 2005 ------------- 0
Verein für Leibesübungen Bückeburg von 1912 ------- 1
- Datum: Donnerstag, 9. Mai 2013 – Anstoß: 16.00
- Wettbewerb: Oberliga Niedersachsen (5. Spielklasse, 2. Halbprofiliga)
- Ergebnis: 0-1 nach 93 Min. (45/48) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 10. Nico Schikora
- Verwarnungen: Julian Keseling, Thorben Rudolph, Jan Henrik Matthes (Göttingen); Jonas Abram, Tobias Versick (Bückeburg)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Jahnstadion – Sportpark, A-Platz (Kap. 17.000, davon 5.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 300 (davon ca. 10 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 6,0/10 (Nicht so schlecht wie die sonstigen Oberligakicks, zudem gute Stimmung mit Gesängen und Schlägerei auf der Tribüne)
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Photos with English Commentary:

Den Männertag haben wir mal wieder in Niedersachsen verbracht, da man dort weniger Bedenken hat, an Männertagen Fußballspiele auszutragen, als in Sachsen-Anhalt oder Sachsen. Alternativ wäre allerdings Bischofswerda gegangen, aber ich folgte den Empfehlungen von meinem Vater und einer guten Freundin, die meinten, Göttingen sei ziemlich sehenswert. Auf den Bildern im Internet war zumindest zu erkennen, dass das Stadion topp ist und die Altstadt durchsetzt aber nicht so schlecht wie sonst viele Städte in Niedersachen (mit Ausnahme der wirklich schönen Stadt Lüneburg oder auch sehenswerterer Orte wie Braunschweig, Northeim usw. im Südwesten Niedersachsens).

Mit dem Volvo-Mietwagen, ging es kaum zügiger als mit unserem Dacia bis nach Göttingen-West, wo wir uns zuerst die Saline und dann die DITIB-Moschee kurz anschauten. In der Innenstadt steuerten wir das nächstbeste Parkhaus (1€ die Stunde, 6h = 5€) an, wo es dann die erste Göttinger Kuriosität zu sehen gab: das Frauenklo war kostenlos benutzbar, das Männerklo daneben nur gegen den Einwurf von 0,10€ - klar, dass da alle Männer aufs Frauenklo pissen gingen...

Diese komische (und im Übrigen diskriminierende) Regelung in dieser generell ziemlich komischen Stadt passt zur überwiegend linksextremen politischen Ausrichtung. Es ist zwar angenehmer, wenn überall linke Aufkleber und Banner hängen und nicht etwa rechte Parolen, aber links ist ja auch nicht gleich links – und mit linksliberalen, vernünftigen, weltoffenen Leuten hat das oft herzlich wenig zu tun, was in Göttingen herumläuft. Die Stadt erschien unheimlich stark politisch geprägt, wobei nur Extremisten hervortraten: vereinzelte Neonazis und Massen von Linksextremen, die mit ihren Graffiti und Stickern zu Nazijagden, Plünderungen und anderen Gewalttätigkeiten aufriefen. Die Tür der einen Burschenschaft sah auch entsprechend aus, zudem waren Fachwerkhäuser und Villen besprayt, Vandalismus an Fahrplänen u.a. enorm und einige Straßenzüge ziemlich zugemüllt, was keinesfalls mit dem Männertag zu tun hatte. Bei der Verquickung solcher kriminellen Chaoten mit der Studentenszene, wundert es mich übrigens auch nicht, dass in Göttingen erschreckend viele Leute ein eher negatives Bild von Studenten haben. Das Problem hat man als Student in Halle zum Glück nicht, da die Asozialenquote in der Studentenschaft hier gegen Null geht.

Rein städtebaulich ist Göttingen übrigens sehr mittelmäßig: herrliche Fachwerkbauten und ganz ansehnliche Kirchen, doch dazwischen hässlichste Betonbauten und architektonischer Abschaum. Interessant ist übrigens der botanische Garten, der kostenlos zu besichtigen ist. Ungewöhnliches gibt es dort aber nicht, nur das Farnhaus ist überdurchschnittlich. Ansonsten sind die Anlagen auch erschreckend heruntergekommen – solche schrottigen Gewächshäuser und so eine versiffte Wasserpflanzensammlung habe ich das letzte Mal im Ooty Botanical Garden in Tamil Nadu, der aber ansonsten schöner ist als der Göttinger, gesehen... Die landschaftliche Lage der ganzen Stadt ist aber auch nicht überragend, sodass man Göttingen getrost als überschätzt abtun und als mittelmäßige Stadt mit einigen Sehenswürdigkeiten bezeichnen kann.
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Ein architektonisches Highlight in Göttingen ist das Stadion im ausgedehnten Sportgelände im Süden der Stadt. Das Jahnstadion hat eine große, modernisierte Stehtribüne auf einer Längsseite, eine in Sanierung befindliche Kurve mit nicht funktionierender Anzeigetafel und teilweise nur Graswall statt Stufen auf der einen und eine baugleiche, aber in besseren Zustand befindliche Kurve auf der anderen Hintertorseite. Highlight ist aber die moderne Sitztribüne, die in dunklen Sitzfarben, aber hellen Dachfarben gehalten ist. Die Überdachung und die Sprecherkabine sind auffällig formschön.

Für Eintritt von 7 und 9€ bzw. ermäßigt 5 und 8€, was eher zu hoch ist, kann man dann die Anlage betreten. Man bekommt dazu übrigens Wertmarken statt Eintrittskarten und eine als Programmheft getarnte Werbebeilage. Die Spielernamen bekam man überhaupt nicht mit, da in diesem Kackheft keine Kader standen und die Lautsprecheranlage nicht richtig funktionierte. Also so was unprofessionelles wie in Göttingen hab ich in einer Oberliga in Deutschland noch nicht erlebt!

Dafür war das Spiel überm Oberligaschnitt. Also halbwegs ansehnlich. Die Hausherren bauten sofort Druck auf, trafen das Tor aber nicht. Das nutzte Bückeburg, die nach gut zehn Minuten mit der ersten Torchance einnetzten. Nun spielte fast nur noch Göttingen, wobei die einfach nicht zu Treffern kamen. So richtig gefährliche Szenen wie Latten- oder Pfostentreffer hatten sie aber auch nicht.
Nach der Pause dann das gleiche Bild: Göttingen ist aktiv und Bückeburg zeigt sich fast gar nicht. Nur noch zwei vergebene Chancen für die Gäste und zwei irreguläre Treffer für die Heimelf, bei der die Bälle vorm Pass in den Strafraum bereits die Torauslinie überschritten hatten (wobei die Aberkennung des ersten Treffers zweifelhaft und umstritten war), und schon ging das Spiel mit 0:1 an Bückeburg.

Stimmungsmäßig war das Match übrigens ganz gut, denn die rund 50 Ultras des RSV animierten mit ihren sehr schönen Anfeuerungen ab und an auch mal andere Fans zum Unterstützen der Mannschaft. Die Texte waren sehr originell „Die Woche ist vorbei das Leben fängt an...“ oder „I follow, I follow you, oh Göttingen 05“ und wurden auf bekannte Popsongs und anderes Liedgut – ein Knaller: die DDR-Hymne als Melodie für ein Fußballlied – getextet.
Aber auch dass in Göttingen ziemlich viel Aggressionspotential vorhanden ist und man sich beim Männertag daneben benehmen muss, zeigten dann die Typen vom privaten Sicherheitsdienst und einige der Ultras, die von den Vereinsordnern getrennt werden mussten. Laut Fans auf der Gegentribüne ging die Schlägerei in der 40. Minute von den wahrscheinlich rechtsextremen Sicherheitsleuten aus. Einstecken mussten die zweifelhaften Gestalten aber auch ganz gut: einige Ultras jagten die Schwarzen Sheriffs mit Sprungtritt und Fausthieben über ein paar Sitzreihen hinweg... War jedenfalls gute Unterhaltung für den unbeteiligten Zuschauer und vernünftig geklärt wurde diese zünftige Meinungsverschiedenheit offensichtlich auch – und das scheinbar ohne Polizei!

Insgesamt hat sich der Männertagsausflug mal wieder gelohnt, wobei im Vergleich zum letzten Jahr (in Lüneburg) das Stadion etwas besser, doch das Sightseeing klar weniger interessant, aber dafür das Spiel wiederum etwas besser und die Stimmung beim Spiel viel besser war. Nach diesem Männertagsausflug hieß es, endlich mal wieder nach fast vier Jahren, auf ins Großherzogtum Luxemburg! Trotz terminlicher Verpflichtungen sollen dort noch Sehenswürdigkeiten abgeklappert, die wir auch nach vier Besuchen zu zusammen 10 Tagen noch nicht geschafft hatten, und eine ganze Menge Spiele in unbekannten Stadien quer durch die luxemburgische Fußballlandschaft besucht werden!
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Statistik:
- Grounds: 914 (heute 1 neuer; diese Saison: 146 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.783 (heute 1, diese Saison: 206)
- Tageskilometer: 440 (440 Auto)
- Saisonkilometer: 49.600 (39.900 Auto/ 6.500 Flugzeug/ 2.920 Fahrrad/ 190 Bahn, Bus, Tram/ 90 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 69 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 354

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