Dienstag, 5. März 2013

W344I: Eintritt zu hoch? Einfach zum nächsten Verein! – Und: Handball in zwei unterschiedlichen DDR-Hallentypen

Postsportverein Magdeburg IV ------------------------- 11
Universitätssportclub Magdeburg I -------------------- 27
- Datum: Samstag, 2. März 2013 – Anwurf: 11.00
- Wettbewerb: Stadtliga Magdeburg (9. und unterste Handballliga, 6. Amateurliga)
- Ergebnis: 11-27 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 6-14
- Torfolge: 1-0, 1-5, 3-5, 3-7, 4-7, 4-9, 5-9, 5-12, 6-12, 6-14/ 6-17, 7-17, 7-19, 8-19, 8-23, 10-23, 10-27, 11-27
- Siebenmeterquote: Post 1 von 4 = 25%; USC 1 von 2 = 50%
- Gelbe Karten: Nr. 3, 28 (Post); Nr. 6, 8, 9 (USC)
- 2 Minuten: Nr. 8 (USC = 2 Minuten)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Sporthalle am Lorenzweg I, Halle D (BbS III, Sporthalle I; Kap. 100, davon 50 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 17 (darunter ca. 4 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 3,0/10 (Selbst für untere Amateurebene ein eher schwaches Spiel)

Roter Stern Sudenburg ------------------------------------- 2
TSV Hadmersleben von 1925 ----------------------------- 3
- Datum: Samstag, 2. März 2013 – Anstoß: 15.00
- Wettbewerb: Landesklasse Sachsen-Anhalt Staffel 2 (8. Fußballliga, 3. Amateurliga)
- Ergebnis: 2-3 nach 92 Min. (45/47) – Halbzeit: 2-2
- Tore: 0-1 15. Yves Reiser, 0-2 16. Patrick Darius, 1-2 19. Sebastian Preckel, 2-2 28. Daniel Tönniges, 2-3 52. Steffen Räke
- Verwarnungen: Andreas Gerlach (?), Philipp Schimmelpfennig; Kai-Oliver König, Patrick Darius
- Platzverweise: keine
- Spielort: Sterne Arena, Sportplatz Dodendorfer Straße (Magdeburg, Kap. 250 Stehplätze)
- Zuschauer: 54 zahlende (insgesamt ca. 80, darunter fast 40 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Durchschnittliches Spiel; erste Halbzeit besser als zweite)

SG Lok Schönebeck --------------------------------------- 28
Handballsportverein Haldensleben -------------------- 30
- Datum: Samstag, 2. März 2013 – Anwurf: 17.30
- Wettbewerb: Sachsen-Anhalt-Liga (5. Handballliga, 2. Amateurliga)
- Ergebnis: 28-30 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 13-15
- Torfolge: 0-1, 2-1, 2-2, 3-2, 3-3, 4-3, 4-10(!), 5-10, 5-11, 6-11, 6-12, 7-12, 7-13, 11-13(!), 11-14, 13-14, 13-15/ 13-16, 14-16, 14-17, 15-17, 15-18, 16-18, 16-19, 21-19(!), 21-22, 23-22, 23-26, 24-26, 24-27, 25-27, 25-28, 26-28, 26-29, 27-29, 27-30, 28-30
- Siebenmeterquote: Lok 3 von 4 = 75%, HSV 3 von 4 = 75% - Gelbe Karten: Nr. 10, 17, 27 (Lok); Nr. 2, 21, 54 (HSV)
- 2 Minuten: Nr. 3 (Lok = 2 Minuten); Nr. 2 (HSV = 2 Minuten)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Sporthalle Franz Vollbring (Kap. 550 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (darunter mind. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Ganz gutes und in der zweiten Halbzeit auch wieder sehr spannendes Spiel)
DSC06222 Photos with English Commentary:
a) Amateur Handball in Magdeburg: Postal Service IV v University
b) Amateur Football in Magdeburg: Roter Stern Sudenburg v TSV Hadmersleben
c) Amateur Handball in Schönebeck: SG Lok v Haldensleben

Eigentlich wollte ich die TSV F-Jugend gucken und danach (da die Männer zuhause zu unangemessen Eintrittspreise spielten – aber immerhin ein hervorragendes Ergebnis von 6:0 erzielten!) wie verabredet über Neuendorf und Beesenlaublingen nach Staßfurt fahren, doch wenn die Temperaturen im Saalekreis und Salzlandkreis nicht im zweistelligen Bereich liegen, dann findet so gut wie kein Fußball dort statt. Wer meint, man könne Kinder bei dem Wetter nicht kicken lassen, soll man in meine Siedlung kommen und schauen, wie die Nachbarskinder selbst bei Minusgraden noch vor dem Haus dem runden Ball hinterher jagen.
Während im südlichen Saalekreis wenigstens noch Schneereste lagen, war im Salzlandkreis und weiter nördlich eigentlich gar nichts mehr vom Winter zu sehen und jeder Platz ausnahmslos bespielbar. Dass SLK der größte Dreckskreis des ganzen Bundeslandes ist, war mir aber schon lange klar – so fanden im ganzen SLK auf Kreisebene 2 (zwei!!!) Fußballspiele von über 50 angesetzten statt.

Also Planänderung. Schon freitags nach Staßfurt, auf dem Weg dahin ein paar Sportplätze auf ihre Bespielbarkeit getestet (Tests alle bestanden) und dann Samstag nach Magdeburg. Denn in MD sah fußballmäßig alles besser aus und Handball in MD und SLK findet so wie so immer statt – wenn nicht gerade ein Defekt an der Halle vorliegt, was selbst bei dem minderwertigen Dreck, der seit den 1990ern überwiegend gebaut wird, sehr selten vorkommt. DSC06168 Mit minderwertigem Dreck zum Glück nichts zu tun hat die Sporthalle I der Berufsbildenden Schule III im Nordwesten der Landeshauptstadt. Zwei fast baugleiche Hallen stehen da hinter dem Baudezernat herum: kastenförmig, mit halbhohem Vorbau, so etwa 1960er Jahre gebaut, innen feines Parkett (erneuert, aber nicht durch den üblichen Kunststoffbelag ersetzt), Zwischendecke mit Dämmung, milchige Fenster, schlechte Beleuchtung und ein paar Turnbänke für die wenigen Zuschauer.

Schon beim Thema Zuschauer fängt hier der sich aufdrängende Vergleich mit den Stadtklassen Leipzig an. Spiele in der angeblichen Handballhochburg Magdeburg scheinen auf Stadtebene nicht einmal halb so viele Zuschauer zu ziehen wie in Leipzig, wo 50-100 zuschauen. Die Schiedsrichter waren zwar auch in MD gut, aber dafür die Spieler klar schwächer als jene vergleichbarer Clubs in Leipzig. Die 4. Mannschaft vom Post SV, mit immerhin 7 Punkten aus 11 Spielen Vorletzter, so wie so. Aber selbst der USC als Dritter mit 19 Punkten aus 12 Spielen, der noch Aufstiegschancen hat, war auf ziemlich niedrigem Niveau.

Während Post SV eigentlich nur einen guten Spieler – ihren Schlussmann, der immer mal wieder gute Paraden zeigte – hatte und nur einen einzigen guten Spielzug – ein weiter Abwurf in der 52. Minute, der vom Angreifer konsequent im Tor untergebracht wurde – zeigte, konnte der Universitätsclub wenigstens alle fünf Minuten mal einen schönen Spielzug vorführen. Tore warfen sie sogar fast im Zweiminutentakt. So kam ein Ergebnis heraus, das in Leipzig und im Saalekreis meist nur in der D-Jugend oder bei den Frauen erzielt wird: 11 zu 27... DSC06257 Die nächste Planänderung folgte nach dem Essen im „Bingöl Grill“. Eigentlich war ja Landesliga Nord geplant: Magdeburger Sportverein Börde 1949 gegen VfB Ottersleben im GutsMuths-Stadion in der Harsdorfer Straße. Wenn allerdings auf dem hässlichen Kunstrasennebenplatz gekickt wird und dann auch noch statt der auf der Website angegebenen Eintrittspreise von 2,50€ (ermäßigt 1,00€) Einheitspreise von 3,50€ erhoben werden, kann ich als Neutraler auch ganz cool dem Kassenwart und dem Ordner daneben sagen: „Nö, dann guck ich hier nicht, sondern bei Roter Stern.“ Selten so einen blöden Blick gesehen, wie von den beiden, denen ihre unverdienten 7€ durch die Lappen gegangen sind...

Nach einer Foto-Runde durch Magdeburg-Stadtfeld, wo im Bereich der Paulus-Kirche einige schöne Jugendstilhäuser stehen (und nebenbei bemerkt die üblichen Magdedorfer Deppen unterwegs waren: ein geistig behinderter Hundehalter stritt sich handfest mit einer kleinen Gruppe, die sich über seinen freilaufenden Drecksköter aufregte), ging es zu besagtem Verein Roter Stern. Die spielen mittlerweile Landesklasse Staffel 2 in der „Sterne Arena“, dem Sportplatz Dodendorfer Straße. Roter Stern Sudenburg ist als 12. nur 1 Punkt vor einem Abstiegsplatz, während der Gast vom TSV Hadmersleben von 1925 zwar 8. ist, aber auch noch in der Abstiegszone, die aus 10 der 16 Mannschaften besteht, zu finden ist.

2,50€ ließ ich durchgehen, da weniger teuer als Leuna (sonst wär’s zum Handball in eine 500m entfernte Halle weitergegangen) allerdings ist das für den Platz eigentlich schon zu hoch. Also bei einem alternativen Verein muss man eigentlich erwarten, dass auch ein paar Gebildete drunter sind und nicht nur Schulabbrecher mit dem Motto „Arbeit ist Scheiße“ – so wie so scheint mir RSS wenig mit dem härteren Bereich der linken Szene zu tun zu haben: keine Punks wie bei RSL(eipzig) und die schicken Fahnen sind nicht allzu provokativ, da höchstens die Flagge Nordkoreas abgewandelt wird (was aber natürlich oberkrank ist, sich auf diesen pseudolinken Faschistenstaat zu beziehen). Aber wahrscheinlich hat RSS diesen Platz nicht angelegt, sonst hätten sie die Zuschauerplätze anders platziert, als auf der Ostseite. Da die Sonne bei allem Angenehmen bei direkter Gesichts- bzw. Kameralinsenbestrahlung störte, ignorierten Anja und ich einfach die Absperrung und gingen schräg hinter das Tor auf einen Wall mit Grüntanne und Blick zum Dom. Klingt idyllisch, der Platz ansonst ist es aber nicht: 0815 ausbautenloser Kunstrasen und dahinter große Plattenbauten und Wohnruinen.

Dass wir außerhalb des eigentlichen Zuschauerbereiches standen interessierte niemanden. Das wäre auch bescheuert gewesen und bei einer Beschwerde gegen uns hätte ich gleich mal die Gästefans angeschwärzt, die mit der Kippe auf die Tartanbahn aschend vor der Reling standen. Die meinten wohl, die seien Heeme in Hadmersleben... Ohnehin konnte sich der TSV dr heeme fühlen, denn knapp die Hälfte der 80 Zuschauer kam aus dem 30km entfernten Bördedorf. Stimmung kam natürlich kaum auf und das Spiel brauchte etwas um in Gang zu kommen, aber ab der 15. Minuten war richtig was los.

Ein gut vollendeter Angriff der Gäste und es stand plötzlich 0:1. Keine 60 Sekunden später und schon wieder ein starker Lauf durch die RSS-Abwehr – 0:2. Doch die Roten Sterne kamen zurück und verkürzten wenige Minuten später. In einem mittlerweile guten Spiel konnten sie einen abgeblockten Angriff im Nachsetzen zum Ausgleich versenken. Bis zum Seitenwechsel blieb das Spiel gut, ehe es nach dem schnellen 2:3 für Hadmersleben etwas ruppiger und nach und nach schwächer wurde. Es blieb schließlich beim 2:3, was natürlich nach Meinung einiger rot-weißer Spieler am gut pfeifenden Schiri lag... DSC06279 Schließlich ging es noch nach Schönebeck, zur SG Lok. Für 4€ (erm. 2€) beim unfreundlichen wie auch schwerhörigen Kassenwart – auch hier mal wieder nur per Nachfrage die Preise zu erfahren, was den Verdacht aufkommen lässt, dass Vereinsfremde höhere Preise zahlen sollen – kann man eine interessante aber unpraktische Halle betreten. Eine interessante DDR-Bauweise, die außen an die Halle Brüderstraße in Leipzig und innen an die Arthur Becker Halle in Delitzsch erinnert. Unpraktisch sind die vielen Träger vor der Tribüne, interessant und schön anzusehen die Betontribüne mit den grünen und weißen Holzbänken. Kleine Details im Foyer wie Sportpiktogramme im gusseisernen Geländer und breitblättrige Gummibäume fallen auch auf.

Auffällig ist auch, dass mal wieder nur ein Teil der Infos, die ich von einer Staßfurter Insiderin zur SG Lok bekommen habe zu stimmen scheinen. Wahrscheinlich hat sich der Lok-Trainer weder so schlimm benommen wie beschrieben, noch war er so im Unrecht wie behauptet – jedenfalls war da kein zweiter Merseburg99-Sachse auf der Bank... Und ob die schwache Stimmung bei Lok durch die Zusammensetzung der Mannschaft – angeblich fast nur Spieler aus Thale, Staßfurt u.a. – zusammenhängt glaube ich auch nicht. Das ist wahrscheinlich einfach nur ein typisches Handball-Schnarchnasenpublikum, nur halt ein besonders verschnarchtes.

Wie lahm jedenfalls die Fans das Comeback der Mannschaft hinnahmen, war schon dreist: wenn die Mannschaft einen Rückstand von bis zu 6 Toren nach 20 Minuten zur Pause auf 2 verkürzt und dann nach 44 Minuten auch erstmals wieder ausgleicht, gar in Führung geht und nach 45 Minuten sogar zwei Tore in Front liegt, kann man ja wohl mehr als Klatschen von zehn, zwölf Leuten und zwei, drei Trommelschläge von einem einzigen erwarten. Dass es nach einem spannenden Hin und Her mit teilweise genialen Spielzügen (weite Pässe vom Torwart an den Kreis, die vom Stürmer auch versenkt wurden) und herrlichen Toren (Tempogegenstoß mit Sprungwurf in den Winkel) doch noch für den Favorit reichte, ist ein anderes Thema. Haldensleben tat sich jedenfalls sehr schwer und gewann nicht unverdient aber etwas glücklich 28:30. DSC06324 Statistik:
- Grounds: 871 (heute 3 neue; diese Saison: 103 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.721 (heute 3, diese Saison: 144)
- Tageskilometer: 110 (110 Auto; Freitag 100 Auto)
- Saisonkilometer: 38.180 (33.210 Auto/ 3.200 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 90 Bahn, Bus, Tram/ 80 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 28 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 344

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