Freitag, 14. September 2012

W318I: Balkantour 2012 – Tag 4 = Bericht (4)

| In der Hauptstadt und in der tiefsten Bergprovinz |

Photos with English Commentary:
 
Nach dem Frühstück aus dem Konsum guckten wir uns die Altstadt Sarajevos an. Selbst mitten im historischen Stadtkern sind Kriegsspuren nicht zu übersehen und viele Gebäude grau und angegammelt. Hässlich ist die bosnische Hauptstadt aber nicht – nur halt sehr durchsetzt: ein schönes Gebäude ist von zwei verfallen eingerahmt, gegenüber steht ein hässliches und zwei ganz ordentliche. So richtige Highlights sind kaum auszumachen, aber ein Blick vom alten Festungsbereich ist schon mal klasse. Die bergige Landschaft und die auf der teilweise zerschossenen Festung herumstreunenden Köter erinnern jeden halbwegs Geschichtsbewanderten an die Belagerung Sarajevos in den 1990ern, als die Zahl der Köter aus Nahrungsmangel etwas zurückging.
IMG_7204 Wie weite Teile des heutigen Landes von den Serben mit Krieg überzogen wurden, kann man in fast jeder Ortschaft auf dem Weg aus Sarajevo raus nach Westen erahnen. Selbst in vielen unbedeutenden Dörfern sind zerschossene Häuser zu sehen, die aber immer nur kurz vor der herrlichen Berglandschaft mit Wäldern und Seen ablenken.

Wir entschieden uns dann noch für eine ganz abenteuerliche Strecke von Uskoplje Vakuf nach Fojnica. Von Sarajevo aus erreicht man den Kurort mit seinen Moscheen und dem Kloster ganz lässig über Asphaltstraßen, doch von Westen (also Uskoplje Vakuf) ist das eine echte Herausforderung. Schon gleich hinter dem Ort wird die breite Asphaltstraße breiter Schotter. Dieser Weg ist aber noch gut fahrbar bis zu Beginn der Gemeindegrenze von Novi Travnik, wo man mit Asphalt in Sicherheit gewogen werden soll. Ein Schild weist rechts ab nach Fojnica – die Straße geht weitestgehend unasphaltiert aber gut fahrbar weiter. In einem namenlosen Dorf mussten wir das erste Mal fragen, wie es nach Fojnica weitergeht. Einfach immer geradeaus und nicht davon beirren lassen, dass die Straße nun ein zwei, drei Meter schmaler, unebener Schotterweg durch den Wald ist! Nach einigen Biegungen, wo nur manchmal Schilder standen, mehreren Passquerungen und einem Wasserflaschenauffüllstopp an einer Quelle (es gibt noch viele öffentliche Quellen und Brunnen in Bosnien, wo man gefahrlos draus trinken kann oder sich ein paar Liter abfüllen darf!) auf dem einen Pass, wo es rechts zu einem See und geradeaus bergab gen Fojnica geht, hatten wir nun auch die dollsten Brückenkonstruktionen mit zusammengebundenen Baumstämmen über mehrere Meter tiefe Bachtäler zu passieren. 10km vor Fojnica gab es dann mit einem Gasthaus erste Anzeichen der Zivilisation. Kurz darauf stießen wir sogar auf die asphaltierte Straße, die 5km bis Fojnica verläuft.

Nach der oben beschriebenen Besichtigung dieses idyllischen und übrigens auch so gut wie 100% von Kriegsschäden sanierten Städtchens, fuhren wir noch zum Kloster in Kreševo, was überraschend modern – aber somit eher funktional als schön – gebaut ist. Von Kreševo nach Tarčin, also zur Hauptstraße nach Sarajevo, war der Weg viele Kilometer lang ganz frisch asphaltiert und hinter einer Kurve dann mal wieder plötzlich für 2km unbefestigt. Nach so vielen Kilometern ohne Verkehr und volle Konzentration auf den Straßenbelag, war es eine gewisse Umstellung für mich, sich nun auf die anderen Verkehrsteilnehmer, die auf der dreispurigen West-Ost-Achse durch Sarajevo drängelten, zu konzentrieren. Allerdings muss man sagen, dass der Verkehr in Bosniens Hauptstadt nur für Fahranfänger tückisch ist; ich habe schon weitaus chaotischere Orte durchfahren. Sarajevo wirkt ohnehin recht ruhig für eine Hauptstadt – aber etwas Ruhe kann man in der Hauptstadt eines fragilen Staatsgebildes, das sich aber allen Unkenrufen zum Trotz doch seit über 10 Jahren hält, wohl gut gebrauchen… IMG_7280 Statistik:
Grounds: 784 (heute kein neuer; diese Saison: 16 neue)
Sportveranstaltungen: 1.597 (heute keine, diese Saison: 20)
Tageskilometer: 320 (320 Auto)
Saisonkilometer: 5.600 (5.090 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 133
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 317

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