Freitag, 24. September 2010

W217III: Zusammenfassung Sehenswürdigkeiten und Tipps:

Wie bei jeder größeren Reise (5 Tage oder länger), liste ich auch hier die besuchten Sehenswürdigkeiten auf:

1. Sehenswürdigkeiten:
a) Schweden
1. Uppsala (9,0/10)
Eine sehr sehenswerte Stadt, die sich in Alt-Uppsala (2.000 Jahre alte Grabhügel, mittelalterlicher Bauernhof und Kirche) und das neuere Uppsala (barocke Prachtbauten, botanischer Garten der Uni usw.) teilt.
1. Gripsholm (9,0/10)
Sehr schöner Ort mit tollem Renaissanceschloss auf einer Insel im See. Lohnt noch mehr den Besuch aufgrund der besseren Besichtigungszeit, als Drottningholm.
3. Stockholm (8,5/10)
Eine wirklich sehenswerte Hauptstadt mit geschlossener Altstadt und vielen schönen Gebäuden in den angrenzenden Stadtteilen um Gamla Stan herum. Auch die landschaftliche Lage weiß absolut zu überzeugen, denn Stockholm verteilt sich – Horror für die Infrastruktur, Traum für den zeitlich Ungebundenen – auf hunderten von Schären und Inseln. Stockholm ist nicht nur die Hauptstadt Schwedens, sondern auch die Hauptstadt Skandinaviens.
4. Drottningholm (8,0/10)
Barocker Prunkbau des schwedischen Königshauses am Rande Stockholms mit einem tollen Schlosspark mit chinesischem Pavillon und so.
5. Brahehus (7,5/10)
Was eine genial gelegene kleine, ganz gut erhaltene Schlossruine: auf zwei Seiten dichter Wald, im Rücken die in den Fels getriebene Autobahn, nach vorne raus die Klippe zu einem großen See!
6. Norrköping (7,0/10)
Kurios: es gibt frei angepflanzte Kakteen im Stadtpark, der auch von der umliegenden Bebauung einen Besuch lohnt. Auch die beiden Kirchen mit ihrem freundlichen Personal und der schönen Architektur und Innenausstattung sind sehr sehenswert.
7. Landskrona (7,0/10)
Sehr schöner Festungsbau mit mehreren Wassergräben und enormen Wällen. Gebäude hervorragend erhalten.
8. Kungälv [Festung Bohus] (7,0/10)
Älteste und wohl auch größte und schönste Burg oder Festung (nicht Schloss!) von Schweden. Landschaft drum herum ist auch schön.
9. Karlstad (6,5/10)
Liegt idyllisch so am See und hat auch einige schöne Gebäude zu bieten. Ideal für Zwischenstopp zwischen Oslo und Stockholm!
10. Glanshammer (6,0/10)
Eine tolle Kirche gibt es in dem Kaff: vor allem der Glockenturm aus Holz und die riesige Turmhaube sind sehenswert. Die 15 Minuten muss man sich nehmen, wenn man den Hinweis an der Autobahnausfahrt sieht.
11. Klosterruine Alvastra (5,0/10)
Die schöne, große, ganz gut erhaltene Ruine des ältesten Klosterbaus Nordeuropas.
11. Malmö (5,0/10 Pkt.)
In der Neustadt ein spektakuläres Glasfassadengebäude, in der Altstadt viel Backsteinbauten. Alles in gutem Zustand.
11. Växjö (5,0/10)
Eine hässliche Stadt, die aber vier ganz gute Sehenswürdigkeiten: Rathauspatz, Dom, Teleborg Schloss und Kronoberg Burgruine, zu bieten hat.
14. Södertälje (5,0/10)
Eigentlich eine hässliche Industriestadt, aber zwei sehenswerte Kirchen und ein schöner See. Die eine Kirche ist der Bischofssitz der assyrischen Gemeinde, die Södertälje zu einem ungewöhnlichen kulturellen Erlebnis macht. Am besten geht man noch zu einem der beiden Södertäljer Clubs dieser Emigranten aus dem Nahen Osten.
15. Aspa [Trollesund] (5,0/10)
Eine schöne Kirche gibt es im Ortsteil Trollesund, die etwas außerhalb gelegen mit der auffälligen (auch farblichen) Zweiteilung von Kirchenschiff und Sakristei aufwarten kann.
16. Gränna (4,0/10)
Landschaftlich schön gelegen, viele Holzhäuser, aber eigentlich ein mieses Touristenkaff.
17. Göteborg (3,5/10)
Wie Hamburg: eine Betonwüste mit Konsummeilen und wenigen schönen, historischen Gebäuden. Immerhin eine tolle Parkanlage.
18. Helsingborg (3,0/10)
Nur der Platz ums herausragend trutzige Rathaus herum mit der Festung, von der man einen schönen Ausblick über Stadt und Meer hat, ist in dieser sonst hässlichen Industriestadt sehenswert.
19. Upplands-Väsby (1,5/10)
Ein hässliches, vor einigen Jahren industrialisiertes Kaff. Einzige Sehenswürdigkeit: die Rekonstruktion des Bauernhofs aus der Wikingerzeit.

b) Norwegen
1.Halden (5,5/10)
Hässlicher Ort in schöner Landschaft mit spektakulärer Festung. Die Festung ist auch herrlich in die Landschaft eingepasst.
2. Råde (2,5/10)
Typisch norwegisches Kaff mit vielen Holzhäusern, einer ganz netten Kirchen, einer steinzeitlichen Grabstätte und einem lustigen kleinen Fußballstadion.

c) Finnland
1. Rauma (7,5/10)
Der schönste Ort Finnlands: geschlossene Altstadt in nordeuropäischer Holzbauweise, schöne Kirche und Kirchenruine. Sonst auch ein paar Bausünden, aber z.B. auch ein gut in die Landschaft eingepasstes Stadion.
2. Turku (6,5/10)
Die Innenstadt ist zwar etwas verbaut – Jugendstilfassaden sind flankiert von minderwertigsten Betonbauten – aber die Burg ist eine tolle Anlage mit großer Ausdehnung und vielen Fassadendetails.
3. Lappi (3,0/10)
Ein hässliches Kaff mit schöner Holzkirche.
4. Kaarina (2,5/10)
Plattenbaukaff bei Turku, das eine ganz ansehnliche Festung auf der Spitze einer Insel zu bieten hat.
5. Helsinki (2,0/10)
Was eine erbärmliche Hauptstadt – aber eine Hauptstadt soll ja ihr Land repräsentieren, und das ist ebenso erbärmlich! Aber zwei Kirchen (Dom und russische Kathedrale) und das Olympiastadion sind sehenswert.
6. Säkyle (0,5/10)
Stinklangweiliges Kaff an einem stinklangweiligen See in einer stinklangweiligen Waldlandschaft.

d) Dänemark
1. Insel Møn (6,0/10)
Grüne, hügelige Landschaft, hohe Klippen im Osten, viele Wälder und ein paar ganz nette Reet gedeckte Häuser und Backsteinkirchen. Leider ziemlich überlaufen.
2. Kopenhagen (5,5/10)
Etliche sehenswerte Gebäude in der von ein paar Bausünden gestörten Altstadt. Trotz Christiansborg, Holmenkirche, Rathausplatz etc. kein Vergleich zu Stockholm.

Im Folgenden gebe ich Hinweise für andere Reisende, was für Dinge ich nach meinen Erfahrungen empfehlen oder lassen würde.

2. Wie kommt man da hin?
Wer noch nicht in Skandinavien war und jetzt Bock bekommen hat, hinzufahren, der sei gewarnt: Prüfe deine Finanzen, überlege wie viel du machen und sehen willst und was dir die Fahrt wert ist! Für 12 Tage Skandinavien habe ich mehr Geld gelassen, als für 20 Tage Syrien.
Aber nun zur Sache (die Anreise ist jeweils aus deutscher Sicht):

a) Dänemark:
Dort kommt man am einfachsten hin; aufs Festland fährt man mit dem Auto, die größeren Inseln sind mit Brücken zu erreichen, manchmal lohnen sich Flüge (wenn man z.B. aus München stammt und nur ein Wochenende in Kopenhagen sein will, dann kann man ja von München aus fliegen), aber Dänemark ist am besten mit dem Auto zu bereisen. Nur Achtung vor den beiden Mautbrücken (Kopenhagen – Malmö, Schweden: um die 38€ je Richtung und die andere zwischen den beiden großen Inseln Fyn und Sjælland um die 42€), ansonsten sind die Kosten für einen Kilometer etwa so hoch wie in Deutschland, da das Benzin nur etwas mehr kostet und keine Straßenmaut anfällt. Zu kleineren Inseln und auf die berühmte Insel Bornholm, die näher an Schweden – ja sogar näher an Polen und Deutschland – als an Kopenhagen und dem dänischen Festland liegt, kommt man nur per Schiff – und das ist meist unverhältnismäßig teuer.

b) Schweden:
Schweden ist das interessanteste aber trotzdem kostengünstigste Land Skandinaviens. Trotzdem sollte man vor einer Schwedenreise seine Interessen und sein Budget klären. Die billigste Art hin- und dort rum zu kommen ist, mit einer Personenfähre von Rostock aus nach Trelleborg zu fahren (Scandlines, September bis April: pro Strecke um die 20€ pro Passagier, Kabinen bei Nachtfahrten das vier- bis zwölffache!, Fahrräder und Motorräder nur 25 bzw. 50€ Aufpreis – in der Hauptsaison kostet alles bis zum Doppelten mehr!) und dann in Schweden mit öffentlichen Verkehrsmitteln (kaum billiger als in Deutschland, aber sehr zuverlässig und teilweise echt schnell, wobei natürlich unflexibler als Auto) herumkurven. Möglicherweise lohnt sich auch der „Berlin Night Express“ nach Malmö. Wer nur auf öffentliche Verkehrsmittel vertraut, sollte sich aber im Klaren sein, dass die Beträge, die er durch die Nichtbenutzung eines Autos (Privat- oder Mietwagen) spart, durch die längere Aufenthaltszeit im Land an Hotels etc. wieder raus haut. Es sei denn, er gibt sich mit Weniger zufrieden – für eine Tour, wie ich sie mit Auto und Fähre unternommen habe, braucht man mit öffentlichen Verkehrsmitteln definitiv drei statt zwei Wochen.
Für eine Kurzreise von Rostock aus, lohnt sich aber die Fähre nach Trelleborg (dann kann man die Südküste per eigenem Fahrrad oder mit Bus oder Bahn erkunden) oder ein Flug von Berlin nach Stockholm (Achtung: normalerweise sollte man bei 140-150€ p.P. hin- und zurück rauskommen; Billigflieger locken mit Spottpreisen, doch am Ende muss man durch Zusatzgebühren genauso viel, wie bei SAS oder Lufthansa zahlen!). Der ÖPNV von Stockholm ist normalerweise sauteuer, doch es gibt Touristen-(Mehr-)Tagestickets und ähnliche Rabattierungen.

c) Norwegen:
Welche Idioten mit zu viel Kohle fahren da mit Caravans hin?! Das muss doch sauteuer sein! Entweder fliegen oder von Schweden aus mit Auto oder Zug hineinfahren.

d) Finnland:
Wer nur nach Finnland will – wer will das eigentlich?! –, der fliegt am besten (Berlin – Helsinki ist oft recht günstig). Von Schweden aus entweder per Flugzeug oder per Fähre (Preise abwiegen, Fähre ist oft das billiger, was sie länger braucht und bei einer Nachtfähre spart man das Hotel). Am besten ist die Strecke Stockholm – Turku.

3. Wo kann man übernachten?
Für Dänemark habe ich mir keine Gedanken wegen Übernachtung gemacht, nur sind in Kopenhagen alle Hotels teuer (ab 60€ DZ/ Nacht). In Norwegen locker das Doppelte! Deshalb beschränkte ich mich in dem Abschnitt auf Finnland und Schweden. Bei ersterem Land muss man auch oft viel Geld hinblättern, da alle Hotels, Hostels etc. auf mehr oder weniger hohem Niveau sind. Jedoch ist das Preis-Leistungs-Verhältnis alles in allem mindestens so schlecht wie in England. In wichtigeren Städten Finnlands wie Turku z.B. sind Ablegerhotels großer Ketten wie „Holiday Inn“ oft verhältnismäßig günstig (65€ DZ/ Nacht im Holiday Inn in Turku! Da zahl ich in vielen Städten das Doppelte!). In Helsinki hingegen sind Jugendherbergen (mit internationalem Herbergsausweis noch billiger) oft recht günstig: zum Beispiel das „Stadion Hostel“ im Olympiastadion von Helsinki. Die Doppelzimmer kosten knapp 50€, ein Bett im Schlafsaal weniger als 20€. Die Qualität der Zimmer – sehr klein und abgewohnt – lässt aber zu wünschen übrig.
In Schweden kann ich Formule 1 empfehlen – zwar sind 41€ immer noch frech hoch, aber billiger geht es kaum in Schweden – was Hotels in Malmö, Göteborg, Jönköping und Stockholm hat. Accor hat leider keine „Etaps“, sondern nur die dritte Kategorie nach Formule 1 und Etap – nämlich Ibis – zu bieten, die je nach Stadt 60-80€ pro DZ/ Nacht kosten. Auf dem Preisniveau der Formule 1 bewegen sich nur vereinzelte Bed-and-Breakfast-Übernachtungen. Höchsten ein paar Jugendherbergen sind mit Betten im Schlafsaal ab 20€ – viele solcher Herbergen kosten aber pro Bett locker 40€ – noch billiger. Diese Einrichtungen heißen übrigens „Vandrarhem“ und sind meist so teurer, da sie auf einem viel höheren Standard als jede normale deutsche Jugendherberge sind. Allerdings kann da nicht von einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis geredet werden.
Campingplätze sind oft teuerer als in Deutschland, verlangen eine spezielle „Skandinavien-Karte“ und sind für den Camper eigentlich keine Alternative zum kostenlos außerhalb von Privatgrundstücken und Orten (also viel Platz!) erlaubten wilden Camping.
Was Übernachten in Schweden angeht, kann ich nur zwei andere Groundhopper (A und B) zu diesem Thema zitieren:
A: Kann man in Schweden auch billig übernachten?
B: Hier in dem B&B kostet das Einzelzimmer 35€, in dem Hostel kriegste ein Bett für 30€ und bei dem kleinen Hotel kostet das 40€.
A: Was? Geht das nicht billiger?
B: Hä? Woran hast denn du gedacht, bei Stockholm und Norrköping?
A: Na so um die 20€ so...
B: Ey vergiss es, Alter!

4. Herumreisen in Skandinavien:
Für alle vier Länder gilt beim Autofahren: Vorsicht, nicht einschlafen! Die unsinnigen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf breiten Autobahnen (z.B. 100 km/h in Norwegen, 110-120 in Schweden und 120 in Finnland) verleiten einen gepaart mit dem schlechten Radio und der lahmen Fahrweise vieler Fahrer dazu. Außer den Rocksendern, kann man sich kein skandinavisches Radio anhören. Die Rockmusik ist allerdings immer wieder von minutenlangen Anmoderationen und Werbeblöcken der extrem nervtötenden Art unterbrochen. Besonders schlecht sind dänische und schwedische Sender. Am besten fand ich „Radio Rock“ – die spielen viel Heavy Metal und so was – was in weiten Teilen Finnlands empfangbar ist.
Vor allem Finnen können meist nicht ordentlich Autofahren, starten z.B. erst wenn die Ampel schon drei Sekunden grün zeigt mit Schrittgeschwindigkeit bis zu Kreuzungsmitte. In Dänemark wird zügiger aber v.a. in Kopenhagen oft sehr hektisch (wieso muss man eigentlich mit 150 rechts überholen, wenn schon einer links mit 140 statt 130 fährt?) gefahren. Die Autobahnen sind auf 130 ausgelegt, aber viele fahren 150 und drängeln hemmungslos und arrogant. Norweger fahren auf Autobahnen meist konstant 120, da fast nur auf Landstraßen (20 km/h drüber kosten aber geisteskranke 800€ Strafe oder so) kontrolliert wird. In Schweden muss man sich manchmal auch über Geschwindigkeitsübertretungen bis 30km/h + und wilde Überholmanöver der Einheimischen wundern. Da Schweden und Norwegen noch die schönsten Landschaften haben, ist das Fahren dort auch am angenehmsten. Vor allem die Landstraßen in Schweden, die teils trotz enger Verkehrsführungen recht mutig bis 100km/h freigegeben sind, und durch teils abwechslungsreiche Wälder, Seen- und Felslandschaften führen, sind ganz schön zu fahren.
Kraftstoff ist in Schweden mit 1,25-1,30€/ Liter Super bzw. 1,20€/ l Diesel etwas billiger als in Deutschland (1,40€ Benzin, 1,20€ Diesel). In Dänemark sind beide Kraftstoffformen etwa fünf bis zehn Cent teurer als in Deutschland. In Finnland kostet Benzin noch etwas mehr, Diesel aber etwa 10 Cent weniger als in Deutschland. In Norwegen kosten beide Kraftstoffarten etwa 1,50€ pro Liter, was nach der Türkei (1,80€ bzw. 1,40€!!!) und vor Finnland bzw. Deutschland die weltweit zweithöchsten Preise sind. Bei der starken Förderung der Statoil ist das einfach nur asozial – die Förderungskosten sind selbst off-shore in der Nordsee nicht so hoch, dass man da ohne 75% Steuern draufzuschlagen, auf solche Wucherpreise kommt.
Wer nicht mit dem eigenen Auto oder dem deutschen Mietwagen kommt und in z.B. Schweden eine Karre mieten will, muss auf horrende Preise gefasst sein: eine Krücke von Ford Ka kostet bei Hertz fast doppelt so viel wie in Deutschland (an Flughäfen 100€ pro Tag, in Stockholm-Hammarby 80€, in Malmö 80-95€ - eine Woche zu mieten kommt allerdings dann nicht viel teurer als in Deutschland: um die 275€). Auch andere Anbieter sind unangenehm teuer. Davon, dass Europcar im Schnitt 15€ wenige pro Tag bzw. 35€ weniger pro Woche will, sollte man sich nicht ablenken lassen. Bei der Firma haben wir schon erlebt, dass uns „ohne Kilometerbegrenzung“ auf der Website mit „garantierter Preis“ versprochen wurde, und hinterher dann noch 10% mehr verlangt wurde, da wir die „kalkulierten Kilometer“ überschritten hätten. Also bloß nicht bei Europcar mieten!
Was öffentliche Verkehrsmittel angeht, wiederhole ich mich noch mal: sie sind kaum billiger als in Deutschland, aber sehr zuverlässig und teilweise echt schnell, wobei natürlich unflexibler als das Auto. Wer nur auf öffentliche Verkehrsmittel vertraut, sollte sich aber im Klaren sein, dass die Beträge, die er durch die Nichtbenutzung eines Autos (Privat- oder Mietwagen) spart, durch die längere Aufenthaltszeit im Land an Hotels etc. wieder raus haut. Es sei denn, er gibt sich mit Weniger zufrieden – für eine Tour, wie ich sie mit Auto und Fähre unternommen habe, braucht man mit öffentlichen Verkehrsmitteln definitiv drei statt zwei Wochen.

5. Allgemeine Dinge:
Es gibt fast keine Grenzkontrollen zwischen den Ländern (nur stichprobenartig zwischen Norwegen und Schweden), keine Visumspflicht für Deutsche und andere EU-Bürger, die Kriminalitätsrate ist niedriger als in Deutschland, besondere Unruheherde gibt es nicht – nicht einmal randalierende Migrantenjugendlichen, da vor allem Schweden um ein Vielfaches vorbildlicher mit Migranten umgeht, als Deutschland oder gar Frankreich – und die Kosten für Dinge des täglichen Bedarfs (Essen etc.) sind in Schweden so hoch wie in Deutschland, in Finnland und Dänemark etwas und in Norwegen deutlich teurer. Oslo zum Beispiel, ist sogar noch teurer als London!

Reiseführer und Bildbände habe ich nicht zu Rate gezogen. Karten habe ich von Falk: „Skandinavien. Dänemark, Norwegen, Schweden.“ und von Freytag & Berndt: „Finnland.“ genutzt. Erstere ist etwas großmaßstäblich, aber außer bei kleinen Nebenstraßen sehr gut nutzbar und hat auch fast alle Sehenswürdigkeiten drin, die andere hat mäßige Stadtpläne im Booklet und schwachsinnigerweise jede hässliche 1990er-Jahre Kirche aber keine einzige andere Sehenswürdigkeiten – die wenigen Burgen Finnlands muss man doch verzeichnen! – angezeigt, reicht aber zur Orientierung, wenn man weiß, was sehenswert ist vor Ort.
Einen Schwedischsprachführer – Langenscheidt. Universal-Sprachführer Schwedisch – habe ich auch, aber gut lernen kann man die Sprache nicht mit dem Führer, da z.B. die Ausspracheregeln unzulänglich erklärt sind, auf regionale Besonderheiten nicht eingegangen wird und die Einteilung unübersichtlich ist. Da zudem das Wortregister fehlt, muss man diesen Sprachführer – wie so viele Produkte des völlig überschätzten und sich dreist Monopole auf Sprachenliteratur ergaunernden Verlags mit dem L – in die Kategorie „Buntbedrucktes Klopapier“ einordnen.

Sprachen haben in der Schulbildung in allen skandinavischen Ländern einen erfreulich hohen Stellenwert. Trotzdem kommen auch Naturwissenschaften nicht zu kurz, weswegen man das Bildungssystem – gerade von Schweden und Finnland – nur loben und gegenüber dem deutschen, was zwar nicht schlecht, aber auf jeden Fall an vielen Stellen verbesserungswürdig ist, hervorheben muss. Weswegen ich das Bildungssystem hier erwähne, ist der Punkt, dass ich zwar raten muss, die wichtigsten 10 oder 20 Redewendungen auf Schwedisch usw. zu lernen – aber Englisch kann dort fast jeder gut bis perfekt. Nur ältere Menschen und ungebildete Landeier können keinen vollständigen Satz oder manchmal noch nicht mal ein Wort Englisch hervorbringen. Ein paar Leute sprechen in Skandinavien auch Deutsch. Die skandinavischen Sprachen sind – bis auf das zur uralischen Sprachfamilie gehörende Finnisch, was sehr komplex ist – verhältnismäßig leicht zu lernen. Wer mit Englisch nicht zurecht kommt, wird auch mit Schwedisch, Dänisch und Norwegisch nichts anfangen können, aber für einen wie mich, der Arabisch, Hebräisch und Türkisch lernt und auch schon mit Armenisch, Russisch und Polnisch zu tun hatte, wirkt Schwedisch – und auch Dänisch so wie Norwegisch – recht einfach. Aber ohne Interesse und Motivation (was interessiert mich Norwegisch – klingt zwar schön, aber nach Norwegen muss ich nicht noch mal reisen – oder das einfach grauenhaft klingende Dänisch?!) geht da nichts – und wer so wenig Zeit vor der Reise hat, wie ich hatte, der lernt auch nicht viel mehr als 20 Redewendungen auf Schwedisch, auch wenn mich diese Sprache auf jeden Fall interessiert!

6. Groundhopping:
Skandinavien ist ein Traum für Groundhopper. Zwar ein recht teurer Traum, da die Eintrittspreise etwa so hoch wie in vergleichbaren deutschen Ligen – in Norwegen sogar noch höher – sind, aber man kann jeden Tag Sport sehen. Es gibt kaum einen Tag im Jahr, wo man keine Sportveranstaltung findet. Von April bis Oktober ist Fußballsaison, September bis April kann man Eishockey, Bandy, Handball usw. sehen.
Die Auswahl an Sportarten ist groß, die Anzahl der Mannschaft enorm und auch die Attraktivität vieler Stadien hoch. Das Stockholmer Olympiastadion ist mit Sicherheit das schönste Stadion, ja: die schönste aller Sportanlagen, auf der Welt! Wer ein besseres kennen will, soll mir das mal zeigen!
Karten bekommt man am Spieltag an der Stadionkasse, was auch in den höchsten Spielklassen meist problemlos möglich ist. Ausnahmen sind natürlich meisterschaftsentscheidende Spiele, Pokalfinals und Derbys wie die drei Stockholmer, das Osloer, Helsinkier oder Kopenhagener oder Stockholmer Clubs gegen GAIS Göteborg. Da kann man dann auf Internetanbieter wie ticnet.se zurückgreifen, die allerdings unpraktisch und unübersichtlich sind. Man kann auch Karten nur reservieren und muss sie dann rechtzeitig vorm Spiel in einem Büro (Anschrift siehe entsprechende Website) abholen.
Die Organisation ist ansonsten recht Groundhopping freundlich, da man bei vielen Spielen schon Monate im Voraus weiß, wann sie stattfinden und diese auch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wie geplant stattfinden. Die Websites vom norwegischen und schwedischen Verband haben zwar oft keine Anfahrtsbeschreibungen zu Spielorten, aber die findet man über die Vereinswebsites oft schnell – doch das beste an den Verbandsseiten ist die Datumssuche: Datum eingeben und man erhält alle offiziellen Spiele am gesuchten Tag, die in Norwegen bzw. Schweden stattfinden.
Wem das noch nicht reicht und wer meint: „Viele Spiele, viele Stadien; schön und gut, aber wo bleibt die Stimmung?“ – dem sei gesagt, dass es eine Reihe von Derbys (wenige in Norwegen und Finnland, etwas mehr in Dänemark und mit Abstand die meisten in Schweden) gibt und auch Spiele der Nationalmannschaften mitunter sehr stimmungsvoll sind. Choreos, Pyrotechnik, Raufereien und einfallsreiche und laute Schlachtgesänge sind zwar nicht an der Tagesordnung, aber in höheren Ligen des Öfteren – besonders halt in Schweden – anzutreffen. Wer den Videobeweis haben will: bitte –
AIK gegen DIF (2009) - oder auch von einem anderen Stockholmer Derby.
Wen die Kommerzialisierung in den Bundesligen oder woanders stört, wird auch in Skandinavien Negatives finden, da man einige Ligen mit Sponsorennamen (die höchsten norwegischen und dänischen Spielklassen) verunstaltet hat, aber weit weniger nervende Kommerzerscheinungen als in Deutschland. Auch hier kann man wieder Schweden positiv hervorheben, da es eher den Eindruck macht, dass hier noch der Sport im Vordergrund steht und nicht Geschäftemacherei. Es ist weniger Show zu bemerken, es gibt keine Sponsorennamen-Vereine, kaum Stadien mit Sponsorennamen, organisierte Stimmungsmache von „Sponsoren des Tages“ wird von den Fans meist geschlossen boykottiert und die offiziell strengen Stadionordnungen werden bei weitem nicht vollständig durchgesetzt. Nur wenn es mal Krawall gibt,
wird das ähnlich dramatisiert wie in Deutschland (das Spiel wurde aber auch abgebrochen: und das war erste Liga!).
Aber die Umsätze und Summen, mit denen die Vereine – selbst jene in der Allsvenskan – hantieren, erreichen selbst gemeinsam nicht Bayern Münchens Umsatz und nur ein Drittel von der Milliardenperversion von Real Madrid: die reichsten schwedischen Clubs haben knapp über 10 Millionen Euro Umsatz, kleinere Erstligisten nur 1,5 bis 3 Millionen.
Während in der ersten Bundesliga 12 von 18 Stadien nach Sponsoren heißen und 1 den spinnerten Namenszusatz „Arena“ gepaart mit dem regionalen Namen „Rhein-Neckar“ tragen, hören nur 2 der 14 Stadien der Allsvenskan auf Sponsorennamen und 1 trägt den Namen „Borås [der Name des Heimvereins] Arena“. Die Mehrheit der schwedischen Stadien sind auch nicht so gesichtslose Neubauten oder 0815-Sanierungen, sondern ältere oder sogar historische, d.h. mit Holztribünen von oft um die 80 Jahren Alter bestückte Stadien.
In Skandinavien ist doch einiges eine Nummer kleiner im Sport, doch wenn man die Erfolge und das Niveau – Fußball in Schweden, Dänemark; Eishockey in Schweden und Finnland, Handball in Schweden und Dänemark usw. – ansieht, ist das absolut respektabel und kombiniert mit dem Umfeld (Stadien, Fans etc.) ist der Profisport in Skandinavien auch sympathischer und angenehmer als jener in Deutschland. Meine Erfahrungen im skandinavischen Amateurbereich erinnerten mich an diejenigen deutschen Amateurligen, die weit genug weg vom Schuss (bzw. der Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports) sind, und somit meine sportlichen Präferenzen – Leistungen müssen nicht weltklasse sein, wenn das Umfeld halbwegs stimmt und die Spieler sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ins Zeug legen – trifft.

7. Zusammenfassend gesagt:
Also Schweden ist wirklich ein sehr sehenswertes Land. Stockholm ist eine sehr schöne Hauptstadt und einige kleinere Orte wie Uppsala oder Karlstad lohnen einen Besuch. Mit dem Groundhopping waren wir in allen Ländern zufrieden bis sehr angetan. Allerdings kann in Sachen Sehenswürdigkeiten und Reisequalität ich weder Dänemark noch Norwegen und erstrecht nicht Finnland empfehlen. Von den vier skandinavischen Ländern ist Schweden so viel interessanter, schöner und sympathischer - dabei sogar kostengünstiger - als die anderen drei Staaten, sodass ich wirklich nur Schweden empfehlen kann und von Dänemark, Norwegen und Finnland abraten muss!

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